Lab: Bio-Hybrid Systems
Roboterschwärme als Baumeister nachhaltiger Pflanzenarchitektur
Ziel des EU-Forschungsprojekts “flora robotica” ist es intelligente Pflanzen zu entwickeln. Diese Intelligenten Pflanzen sollen künftig -von Roboterschwärmen angeleitet- unsere Städte architektonisch beleben: Von der kontrolliert begrünten Wand bis hin zu ganzen Häusern aus lebender Biomasse. Um dies zu erreichen entwickelt das internationale Forscherteam sogenannte „biohybride Gesellschaften“ aus Roboterschwärmen und Pflanzen. Neuartige im Projekt entwickelte Technologien machen es erstmals möglich, dass Menschen, Pflanzen und Roboter miteinander auf hohem Niveau kommunizieren und gemeinsame Ziele erreichen können.
Eine der großen Herausforderungen im Forschungsprojekt „flora robotica” ist der Aufbau eines Kommunikationsnetzwerkes zwischen Pflanzen, Menschen und Robotern. Dazu haben die Wissenschaftler völlig neuartige Kommunikationskanäle entwickelt die sowohl das kurzfristige wie auch das langfristige Wachstum der Pflanzen beeinflussen können: Die Roboter können den Pflanzen mitteilen in welche Richtung sie wachsen sollen und die Pflanzen können den Robotern bekannt geben, was sie dafür brauchen (z.B. Wasser oder Licht).
Roboter als Dolmetscher zwischen Mensch- und Pflanzenwelt
Die Roboter kommunizieren aber nicht nur mit den Pflanzen, sie werden auch zu Vermittlern und Dolmetschern zwischen der Menschen- und der Pflanzenwelt. Wir Menschen können somit erstmals strukturiert, gezielt und geplant an einer völlig neuartigen Pflanzenarchitektur arbeiten. Forscher erhalten erstmals durch die Roboter in „Echtzeit” Informationen über den Zustand der Pflanzen (z.B. Nährstoffmangel) und können darauf reagieren, bevor negative Auswirkungen auf die Pflanze entstehen können. Umgekehrt können auch die Forscher über die Roboter Pflanzen Information zukommen lassen, etwa ob die Pflanze gerade die jeweilige gewünscht architektonische Form bildet oder ihr Wachstum anders ausrichten muss.
Intelligente Pflanzen bauen nachhaltige lebenswerte Umwelten
Bereits jetzt werden Roboter immer wieder eingesetzt um Pflanzenwachstum zu beeinflussen, etwa in automatisierten Gewächshäusern. In flora robotica gehen die Wissenschaftler einen entscheidenden Schritt weiter: Ihr Ziel ist es das Pflanzenwachstum durchgehend zu beeinflussen und auf diese Weise innovative neue architektonische Gebilde entstehen zu lassen. Die Roboter werden zu einer Art „Baumeister“ einer völlig neuartigen Pflanzenarchitektur. Die intelligenten Pflanzen sollen künftig dabei helfen nachhaltige Städte und Lebenswelten aufzubauen, von “lebendigen Mauern” über Möbel bis hin zu ganzen Häusern. In flora robotica nimmt aber auch architektonische Ästhetik einen wichtigen Platz ein und es entstehen neue, sich permanent ändernde, ressourcenschonende, architektonische Systeme.
Technologie die „das Sprechen“ mit Pflanzen möglich macht
Technisch ermöglicht die Kombination einer Vielzahl von Sensoren die Kommunikation zwischen Robotern und Pflanzen. Diese Sensoren funktionieren auf der Basis von verfügbarer Technologie, wie einfachen Abstandssensoren und anderen optischen Sensoren. Zusätzlich hat das Forscherteam aber auch neue Technologien entwickelt wie Biomassesensoren, die auf der Verzerrung von elektromagnetischen Feldern basieren oder auch Transpirationssensoren und Sensoren die den Saftfluss (Xylemsaftfluss) messen. Manche der symbiotischen Roboter sind stationär, andere wiederum bewegen sich langsam fort um mit dem Pflanzenwachstum Schritt zu halten. Schnell hingegen funktionieren die Kontrollmechanismen der Roboter, welche die Pflanzen durch Hochintensitäts-LEDs und Vibrationsmotoren beeinflussen. Weiterhin benutzten die Forscher blaues Licht um die Pflanzen über sogenannten „Phototropismus” zu steuern, indem ihre Wachstumsspitze von der Lichtquelle angelockt wird. Eingesetzt wird aber auch Licht im sog. „far-red”-Bereich (zwischen dem Spektrum von sichtbarem und infrarotem Licht), um auf Pflanzen gezielt abstoßend zu wirken. Gleichzeitig werden Vibrationsmotoren eingesetzt um das Wachstum auf bestimmte Teilbereiche zu beschränken. In den bisherigen Experimenten wurde das Zusammenspiel zwischen Robotern und einer Vielzahl von verschiedenen Pflanzenarten, wie zum Beispiel Bambus, Bohnen, Bananen oder Tomaten bereits erfolgreich getestet.
Das flora robotica Team
Das von der EU geförderte Forschungsprojekt „flora robotica” wurde 2015 unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Heiko Hamann mit einem interdisziplinären Team von Wissenschaftlern aus vier Nationen gestartet. Mit an Bord sind Informatiker, Robotiker, Zoologen, Zellbiologen, Mechatroniker und Architekten.
- Universität zu Lübeck (Institut für Technische Informatik)
- Adam Mickiewicz Universität, Polen (Fakultät für Molekular- und Zellbiologie)
- Centre for Information Technology and Architecture, Dänemark
- Cybertronica Research, Deutschland
- IT University of Copenhagen, Dänemark (Robotics, Evolution and Art Lab)
- Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich (Fakultät für Zoologie, Artificial Life Lab)
Dieses Projekt wird durch das Horizon 2020 Forschungs- und Innovationsprogramm der Europäischen Union unter der FET Fördervereinbarung Nr. 640959 gefördert.
Homepage: http://www.florarobotica.eu/
Offizielles Projekt-Video: https://youtu.be/Byo55asQUwM
Twitter: @florarobotica https://twitter.com/florarobotica
Youtube channel: https://www.youtube.com/channel/UCkQPj4HB-1IxZJ9AXB-cVxA
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